Objekte des Monats im Jahr 2016

Aus Institut für Sportgeschichte Baden-Württemberg e.V.
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Objekte des Monats 2016

November und Dezember 2016

Als der Fußball nach Birkenfeld kam

1908 war ein gutes Jahr für den Fußballsport; international wurden große Traditionsvereine wie Panathinaikos Athen oder Inter Mailand gegründet. Auch hierzulande gewann die noch junge Sportart immer neue Fans: Beeinflusst durch die Nachbarschaft zum 1. FC Pforzheim (gegründet 1896) entstanden 1908 der FV Mühlacker und der FC 08 Birkenfeld. Die Birkenfelder zählten einst zu den Fußballgrößen in der Region.

Der FC Birkenfeld wurde als reiner Fußballverein gegründet – für die Zeit um 1900 keine Selbstverständlichkeit, da die Turnvereine die Szene bestimmten. Die Satzung von 1914 nennt als Vereinszweck die „Förderung des Fußballsports, sowie die Hebung der Geselligkeit“. Zehn Jahre später kam noch eine Sängerabteilung hinzu. Nach 1945 musste sich der Verein aufgrund der Vorgaben der französischen Besatzungsmacht mit dem örtlichen Turnverein zur Sportvereinigung Birkenfeld zusammenschließen.

Birkenfeld gehörte in den 1920er und 30er Jahren zum „Verband Süddeutscher Fußall-Vereine“, der 1897 in Karlsruhe, unter anderem vom 1. FC Pforzheim, gegründet worden war und zu einem der einflussreichsten Verbände im Deutschen Fußball-Bund gehörte. Birkenfeld spielte damals im IV. Bezirk, im Gau Enz-Pfinz. In der Saison 1925/26 trat der Verein in der Bezirksliga an, der damals höchsten Spielklasse. 1927 schlug man auf dem traditionellen Spielfeld „Hinter der Sonne“ den VfB Stuttgart mit 3:0. In der Spielzeit 1933/34 spielte Birkenfeld in der Gauliga Württemberg, später in der Gauliga Baden. Der Verein stellte Nationalspieler und zahlreiche Auswahlspieler; der bekannteste ist Horst Kunzmann (1937-1999), der in 20 Spielen für die Nationalmannschaft der Amateure antrat.

1926: Ein Fußballtrainer bewirbt sich

Informationen zur Frühgeschichte des Vereins finden sich besonders in der detaillierten Chronik zum 75. Vereinsjubiläum von 1983 (im Kreisarchiv des Enzkreises) sowie im Beitrag von Helmut Vester „Einhundert Jahre Fußball in Birkenfeld“ im Enzkreisjahrbuch. Originaldokumente sind allerdings rar: Am Institut für Sportgeschichte Baden-Württemberg (IfSG) wird immerhin das älteste Kassenbuch des Vereins aufbewahrt.

Daher war es ein Glücksfall, dass das IfSG Anfang des Jahres einige besondere Vereinsunterlagen für die Sportgeschichte der Region sichern konnte. Über Umwege gelangten Kicker-Ausgaben der 1920er und 30er Jahre, ein Paar historischer Fußballschuhe sowie Dokumente des FC Birkenfeld aus jener Zeit zum Institut nach Maulbronn. „Die Unterlagen dokumentieren Spielanfragen von, aber auch Konflikte mit anderen Vereinen durch Spielerverletzungen und Regelverstöße sowie Beschwerden über Schiedsrichter-Entscheidungen“, sagt IfSG-Archivar Markus Friedrich: „Die Quellen erlauben einen Einblick in den Vereinsalltag des aufstrebenden Vereinsfußballs und die erhaltenen Briefumschläge zeigen schöne Abzeichen und Stempel von heute eher unbekannten Vereinen wie dem 1. FV Kornwestheim 1902 Salamander.“

Besonders interessant sind drei überlieferte Briefe des Wieners Karl Stickler, der sich 1926 als hauptamtlicher Trainer beim Verein bewarb. Stickler hatte zuvor beim Arbeiterverein SC Red Star Wien (heute SC Red Star Penzing) gespielt. In seinem Brief „An den löblichen Vorstand“ vom 12. Januar schreibt er, dass er durch den „Kicker“ über „den derzeitigen ungünstigen Stand Ihres Vereins in der Ligamannschaft informiert“ sei. Er forderte für eine mögliche Anstellung einen Vertrag über mindestens sechs Monate sowie 250-300 Mark und „Quartier mit Essen“ als Bezahlung.

In einem zweiten Brief vom 24. Februar gibt er Einblick in seine Trainingsvorstellungen, die erstaunlich modern anmuten: Mit „lauf-, spring- und leichtathletischen Übungen“ sowie „leichten Massagen“ und „theoretischen Diskussions- und Vortragsabenden“ wolle er die Mannschaft auf Vordermann bringen. Tatsächlich wurde er dann 1926 der erste Trainer des FC 08. In einer späteren Festschrift heißt es jedoch lapidar: „Man stieg ab. Wir hatten inzwischen einen Wiener Sportlehrer verpflichtet, von dem unsere Leute in eifrigem Training viel gelernt haben. Doch er war zu spät gekommen.“

Letztlich ist es dem Zufall, zu verdanken, dass die Unterlagen entdeckt und gesichert werden konnten. „Häufig gehen solche Dokumente verloren, was besonders schade ist, wenn es sich um einen Traditionsverein handelt“, wie Markus Friedrich bedauert. Damit verschwänden nicht nur Teile des Vereinsgedächtnisses, sondern auch wichtige Informationen zu Sport- und Lokalgeschichte.

Gerade in Zeiten von kommerziellen Sportgroßereignissen und Sportskandalen könne es nicht schaden, sich der Gründungsideale der Sportbewegung zu versichern, meint Friedrich schmunzelnd und zitiert das Vereinslied des FC Birkenfeld: „Oh wonnevolles Fußballspiel, du schönstes Spiel der Jugend / dich gut zu spielen sei mein Ziel, dies ist die höchste Tugend.“

(Markus Friedrich/IfSG)

Anmerkung: Wiederveröffentlichung des Artikels "Als der Fußball nach Birkenfeld kam" vom Juli 2016. Aus der Serie „GESCHICHTSORT ARCHIV“: eine gemeinsame Presseserie der AG Archive im Enzkreis.





September und Oktober 2016

Das "Athletik-Jahrbuch von 1909 und 1910"

Die „Deutsche Sport-Behörde für Athletik“ wurde am 29. Januar 1898 in Berlin gegründet. Ihr erster Vorsitzender war der Architekt Georg Demmler (1873-1931). Die "Athletik-Jahrbücher" dokumentieren das Sportgeschehen – v. a. der Leichtathletik – des entsprechenden Jahres in sehr ausführlicher Form. Es finden sich darin Listen der erfolgreichen Sportler, Veranstaltungskalender der Wettkämpfe aber auch Hinweise zu sportpolitischen und -organisatorischen Fragen.

Bemerkenswert sind die zahlreichen Fotografien, die nicht nur statische Aufnahmen sind, sondern die Sportler 'in Aktion' zeigen. Schließlich sei noch auf die ansprechende Jugendstilgestaltung des Bucheinbandes hingewiesen. Die beiden Bänden ergänzen die bereits am IfSG vorhanden Exemplare. Somit steht ein weiteres, wichtiges Nachschlagewerk für die Geschichte der frühen Sportbewegung in Deutschhland zur Verfügung.





Juli und August 2016

Zur Geschichte der Landesturnfeste in Ulm

Vom 28. bis zum 31. Juli 2016 findet das baden-württembergische Landesturnfest in Ulm statt. Schon mehrmals war die Stadt Ulm Gastgeberin für Schwäbische Landesturnfeste. Die Landesturnfeste, wo sich Geselligkeit und Sport verbinden, sind Höhepunkte für jeden Turnvereine und oftmals prägende Erlebnisse für die Teilnehmer.

Seit dem 19. Jahrhundert werden Turnfeste durchgeführt. Die Teilnahme ist bis heute für jeden Turnverein etwas Besonderes. Vor sechzig Jahren nahm der TV Schmie am 48. Landesturnfest in Ulm teil, was das Institut für Sportgeschichte Baden-Württemberg in Maulbronn (IFSG) zu einem Rückblick veranlasst.

„Für die aktiven Turner ist es eine Selbstverständlichkeit, beim Landesturnfest in Ulm den von ihren Vätern vor 30 Jahren errungenen Sieg zu verteidigen“ – mit diesem Satz, zu lesen in der 100-Jahr-Chronik, stimmten sich die Aktiven des 1899 gegründeten Vereins aus dem Maulbronner Stadtteil auf das dritte Landesturnfest im Schwäbischen Turnerbund (STB) nach dem Krieg ein, das vom 29. bis 31. Juli 1955 stattfand. Bereits 1925 hatte der TV Schmie an einem Turnfest in Ulm teilgenommen. 1955 waren aus der Region auch die Turnvereine aus Illingen, Mühlacker und Lienzigen dabei. Wie Schmie gehörten sie damals zum Land- und Turnkreis Vaihingen/Enz. Erst 1956 wurde der Turngau Neckar-Enz als Zusammenschluss von Vaihingen-Enz und Ludwigsburg gegründet.

Die Teilnahme an einem Landesturnfest war schon damals ein Höhepunkt für jeden Turnverein, da man sich im direkten Vergleich mit anderen Vereinen maß. Entsprechend wurde eine besondere „Musterriege“ gebildet. Darunter verstand man nach Rudolf Gaschs „Handbuch des gesamten Turnwesens und der verwandten Leibesübungen“ von 1920 „besonders zusammengestellte und eingeübte Riegen geübter Turner, die eine schwierige Übungsgruppe in vorbildlicher Haltung bei Schauturnen und Turnfesten darstellen.“

1845 wurde in Reutlingen das erste Turnfest abgehalten, seitdem fanden sie in Württemberg in regelmäßigem Turnus statt. Ulm konnte auf eine lange Turnfesttradition zurückblicken: Dort waren bereits vier Landesturnfeste veranstaltet worden. Hugo Schweizer, 1955 Oberturnwart des Schwäbischen Turnerbundes, bezeichnete die Landesturnfeste als „Feiertage des turnerischen Schaffens“. Schweizer weiter: „Die Grundsätze der turnerischen Ideale und der turnerischen Erziehung sollen an diesen Tagen spontan ihren sichtbaren Ausdruck erhalten. Pflichtbewusstsein, Selbstzucht, Bekennermut, Gefolgschaftsgeist, Opferwille und Treue sollen als selbstverständliche Tugenden im Mittelpunkt eines solchen Festes stehen.“

Nicht nur rhetorisch herrschte damals noch ein merklicher Gegensatz von Sport und Turnen. Als bewusstes Gegenbeispiel zum Sport mit seinem „hektische[n] Getriebe des Leistungssports“ waren die drei Festtage durch vielfältige Formen der Leibesübungen geprägt. Neben dem klassischen Geräteturnen mit den Deutschen Turnvereins-Meisterschaften, wurden Turnspiele abgehalten sowie Leichtathletikdisziplinen – das sogenannte „Volksturnen“ – und Schwimmwettkämpfe angeboten.

Eingebettet waren die Disziplinen in einen straffen Programmablauf mit „Antreten“, „Einmarsch“ und der „Unterweisung“ der Turner. Ebenso wichtig wie der sportliche Aspekt war aber auch die Erfahrung der Geselligkeit und der Gemeinschaft mit anderen Vereinen. Wie bedeutend die Veranstaltung war, sieht man auch daran, dass die Bahn neun Sonderzüge einsetzte und die Veranstaltung im Film „Turnen – Quell der Freude“ dokumentiert wurde.

Schließlich wurde die Veranstaltung auch für den kleinen Turnverein Schmie zu einem großen Erfolg. Nochmals die Chronik: „Hart und unermüdlich werden die Übungen unter der Leitung von Willy Gaupp gedrillt. Ein 1. Platz ist der wohlverdiente Lohn.“ Die Musterriege erkämpfte schließlich einen Siegerkranz. Das Riegenbild wird noch heute sorgsam im Vereinsarchiv aufbewahrt Die beiden Senioren Ewald Link (82) und Wolfgang Vallon (81), damals Turnwart und Turner im TV Schmie, erinnern sich gerne an die Fahrt mit Postbus und Zug nach Ulm und an den Anblick des Ulmer Münsters mit dem abendlichen Feuerwerk.

Der Festzug aller Turner durch Ulm war ebenfalls ein unvergessliches Erlebnis. Für Link, Vallon und den gesamten TV Schmie bildete die Teilnahme am Turnfest einen Vereinshöhepunkt, zumal ebenfalls 1955 die Einweihung der eigenen Turnhalle erfolgte. Die beiden erinnern sich sehr zufrieden: „Wir übten dreimal pro Woche Synchronturnen. Unser Ziel war, den Erfolg unserer Väter vom Ulmer Turnfest 1925 zu wiederholen. Schließlich erreichten wir im Wettkampf auch 37,7 von 40 Punkten.“

Bis in die 2000er Jahre nahm der Verein regelmäßig an Landesturnfesten und Deutschen Turnfesten teil. Leider ist diese Entwicklung rückläufig, da immer weniger Aktive zur Teilnahme bereit sind – eine Beobachtung, die auch für viele andere Vereine gilt.

(Markus Friedrich/IfSG)

Anmerkung: Wiederveröffentlichung des Artikels "Von Schmie nach Ulm zum Landesturnfest – Ein turnhistorischer Rückblick" vom Oktober 2015. Aus der Serie „GESCHICHTSORT ARCHIV“: eine gemeinsame Presseserie der AG Archive im Enzkreis.





Mai und Juni 2016

Streetart zum Thema Fußball

Streetart umfasst "selbstautorisiert angebrachte Zeichen aller Art im urbanen Raum" (wikipedia). Hierzu kann man auch die selbstentworfenen Sticker der Fußballfans zählen.





März und April 2016

Sammlung zum 1. FC 08 Birkenfeld




Januar und Februar 2016

Quellen zum badischen Schwimmsport

Nach dem Zweiten Weltkrieg musste sich auch der Schwimmsport in Baden neu gründen: Zunächst wurde 1947 der Badische Schwimm-Verband (Nord) in der amerikanischen und schließlich 1948 der Südbadische Schwimmverband in der französischen Besatzungszone gegründet. 1971 erfolgte die Fusion zum Badischen Schwimm-Verband. Das Verbandsarchiv wurde nun vom IfSG aufgearbeitet: Bis auf einige wenige Einzelblätter stammen alle Unterlagen aus der Zeit nach der Fusion 1971. Dabei handelt es sich zum Großteil um typische moderne Verwaltungsunterlagen eines Sportfachverbandes. Schwerpunktmäßig besteht die Überlieferung aus Gremienprotokollen (1979 bis 2005) sowie den Berichtsheften und Protokollen der Verbandstage (1973 bis 2012). Darüber hinaus dokumentiert der Bestand auch den Wettkampfsport – bspw. durch sog. Bestenlisten. Besonders hervorzuheben ist die Niederschrift der Gründungsversammlung des Südbadischen Schwimmverbands von 1948, die sich noch aus der Wiedergründungsphase des badischen Sports erhalten hat. Anfang Februar 2016 wird der Bestand dem Generallandesarchiv Karlsruhe übergeben werden.






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