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====Wie Basketball nach Deutschland und Baden-Württemberg kam====
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Aktuelle Version vom 9. Januar 2024, 08:11 Uhr
Ankündigungen und Neuigkeiten für das Jahr 2023
Dezember 2023
Zum Jahreswechsel 2023/2024
Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Besucherinnen und Besucher,
Wir wünschen Ihnen frohe Festtage und einen guten Start ins Jahr 2024!
Bitte beachten Sie: die IfSG-Geschäftsstelle ist vom 20. Dezember 2023 bis einschließlich 5. Januar 2024 geschlossen.
November 2023
Wie Basketball nach Deutschland und Baden-Württemberg kam
Korbball-Spiel beim Deutschen Turnfest in Köln 1928. Foto: Krämer (Stuttgart)
Als der kanadische Pädagoge James Naismith (1861-1939) im Dezember 1891 die ersten Spielregeln für Basketball aufstellte, handelte es sich zunächst nur um ein Spiel für seine Klasse an der YMCA Training School in Springfield, Massachusetts. Diese Regeln enthielten schon viel des heute üblichen Basketballs, allerdings gab es auch Unterschiede. Unter anderem das Verbot von Dribblings oder die Einteilung in zwei Halbzeiten von je 15 Minuten anstatt einer Zeiteinteilung in Viertel. Erste Verbreitung über die Schule hinaus fand Basketball bereits 1892. In diesem Jahr wurden die Spielregeln in der Zeitung der US-amerikanischen YMCA-Schulen abgedruckt.
1896 war es dann schließlich soweit: das erste Basketball-Spiel in Deutschland, genauer in Braunschweig, wurde ausgetragen. Allerdings führte dies noch zu keiner weiteren Verbreitung in Deutschland. Auf Basketball aufmerksam wurde August Hermann (1835-1906), Ausrichter des ersten Spiels in Deutschland, durch seinen Sohn Ernst. Er stieß in Boston, wo er später Direktor eines Gymnasiums war, auf das Spiel. Bis zu diesem Zeitpunkt wurden einige bis heute erhaltene Änderungen durchgeführt: zum Beispiel an der Punktvergabe, Feldkörbe zählten nur noch zwei statt drei Punkte, sowie die Einführung von Freiwürfen. Außerdem wurde bereits 1893 das erste Frauen-Basketballspiel in Northampton, Massachusetts durchgeführt.
Die nächsten Schritte der Verbreitungen des Basketballs in Deutschland erfolgten ebenfalls über den Mädchensport. Hier erscheint das Spiel als Korbball ab 1901 im „Handbuch der Bewegungsspiele für Mädchen“. In der siebten Auflage des Buches von 1913 wird das Korbball-Spiel noch als Alternative für Mädchen und Frauen zum Fußball gesehen. Zu dieser Zeit ging man davon aus, dass Fußball in Deutschland wohl nie von Mädchen und Frauen gespielt werden würde. Auch wenn August Hermann nach eigener Aussage Korbball seit 1897 in alle Lehrgänge für Turnlehrer aufgenommen hatte, fand es doch im gesamten Reichsgebiet erst deutlich später Verbreitung. Eine weitere Station in der Entwicklung des Basketballs in Deutschland sollte das Deutsche Turnfest 1928 in Köln sein, hier führte der Amerikanische Turnerbund Basketball vor.
Richtig Fahrt nimmt die Verbreitung des Basketballs erst mit der Rückkehr Hermann Niebuhrs (1904-1968) im Jahre 1933 auf. Er war 1930 zum Studium nach Springfield, Massachusetts gegangen. Er gründete 1934 in seiner Heimatstadt Bad Kreuznach die erste Basketball-Abteilung, im selben Jahr entstanden auch Abteilungen in Berlin, Gera und Breslau. Von da an reiste Niebuhr durch ganz Deutschland um den Basketball aufzubauen, nicht zuletzt weil Basketball 1936 in Berlin zum ersten Mal im Olympia-Programm stehen sollte. Hierbei war die deutsche Mannschaft allerdings nicht sonderlich erfolgreich und schied nur dank des Nichtantretens Spaniens in der zweiten statt der ersten Trostrunde aus. Im Unterschied jedoch zur Idee Hermanns, Basketball als Mädchen- und Frauensport zu etablieren, wurde in Berlin ausschließlich ein Männer-Turnier ausgetragen.
Im Gebiet des heutigen Baden-Württemberg sollte Basketball jedoch erst im Jahr 1937 eingeführt werden. Dafür aber direkt sehr erfolgreich. So wurde der SV Prag Stuttgart bei seiner ersten Teilnahme gleich Süddeutscher Meister und 1938 bei der ersten Austragung Württembergischer Meister. Im damaligen Gau Baden wurde Basketball 1939 eingeführt. Zur im selben Jahr stattfindenden ersten deutschen Meisterschaft wurde ein Team der Reichsbahn Mannheim entsandt. Der Krieg bereitete auch dem aufstrebenden Basketball-Sport in der Region ein jähes Ende. 1941 fand in Straßburg das vorerst letzte Turnier mit Beteiligung aus Baden und Württemberg statt.
Doch der Aufbau von Basketball-Fachsparten sollte zumindest in der US-Besatzungszone nicht lange auf sich warten lassen. So kam es in Nordwürttemberg und Nordbaden bereits 1947 zu Neugründungen innerhalb der jeweiligen Landessportbünde, die auch an der ersten deutschen Meisterschaft nach dem Krieg 1947 in Kassel teilnahmen. Im selben Jahr fanden dann auch die ersten deutschen Meisterschaften der Frauen statt, auch diese mit zumindest badischer Beteiligung. Ein weiterer Meilenstein des deutschen Basketballs war das erste Spiel einer deutschen Mannschaft im Ausland zwischen dem BC Lausanne und dem SV Prag. Vor allem die Frauen des Heidelberger Turnvereins 1846 waren mit sechs deutschen Meisterschaften zwischen 1950-1955 besonders erfolgreich. Obwohl bereits 1959 der südbadische Basketballverband gegründet worden war, mussten noch in den 1960er Jahren die Basketball-Funktionäre Herbert Schuster (1929-2018) und Eckefried Becker sowie Bundestrainer Yakovos Bilek (1917-2005) besonders in Südbaden für die Popularisierung des Sports werben.
Bereits 1969 wurde ein gemeinsamer Badischer Basketballverband gegründet. Am 11. Juli 1972 kam es zur Fusion zwischen dem badischen und dem württembergischen Verband zum Basketballverband Baden-Württemberg (BBW). Zu diesem Zeitpunkt war der Basketballsport in ganz Baden-Württemberg verbreitet und etabliert.
Literatur und Quellen:
Jahrbücher des Deutschen Basketball-Bundes (o. J.)
August Hermann: Handbuch der Bewegungsspiele für Mädchen. Leipzig 1901
Gerhard Zwerenz: Die Olympische Spiele 1936. Frankfurt am Main 1972
Joachim Spägele: 50 Jahre Basketball in Württemberg. Mössingen 1987
Anmerkung:
Der Textbeitrag entstand im Rahmen eines Praktikums am Sportarchiv im Landesarchiv Baden-Württemberg (Hauptstaatsarchiv Stuttgart). Dem Verfasser, Hrn. Niclas Wikstein, sei hierfür gedankt.
„Den Sport organisieren – Zur Geschichte und Zukunft der Sportvereine und -verbände in Deutschland“
Die Tagungsteilnehmer vor der Westfassade des Klosters Maulbronn. Foto: Schempf/IfSG.
Das 30-jährige Jubiläum des Instituts für Sportgeschichte (IfSG) war ein willkommener Anlass, gemeinsam mit der Deutschen Arbeitsgemeinschaft von Sportmuseen, Sportarchiven und Sportsammlungen (DAGS), die ihren 20. Geburtstag feiern konnte, ein zweitägiges Symposium in den altehrwürdigen Mauern des Klosters Maulbronn zu veranstalten.
Vereine und Verbände stehen in der heutigen Zeit vielfältigen Herausforderungen gegenüber, die durch die sich schnell wandelnde Gesellschaft und ihre Lebensbedingungen zu Tage treten. Die Veranstalter hatten beschlossen, sich mit der Geschichte und der möglichen Zukunft dieser Institutionen zu befassen und sie näher zu beleuchten. Bei ca. 70 Teilnehmern aus dem ganzen Bundesgebiet hatte die Thematik, die von IfSG-Geschäftsführer Martin Ehlers und seinem Team angeboten wurde, Interesse gefunden, sogar ein Referent aus dem Elsass hatte zugesagt.
Am Donnerstag, dem 12. Oktober, eröffnete Gundolf Fleischer als Vizepräsident des Landessportverbandes Baden-Württemberg den Reigen der Gratulanten, der dann durch Grüße des Präsidenten des Württembergischen Landessportbundes, Andreas Felchle, von Dr. Thomas Fritz, Landesarchiv Baden-Württemberg, Hauptstaatsarchiv Stuttgart und von Prof. Dr. Michael Krüger, dem Vorsitzenden der DAGS, fortgesetzt wurde, welcher gleichzeitig in das Symposium einführte. Alle Redner wiesen auf die große Bedeutung hin, die Einrichtungen wie das IfSG und die DAGS für die Erhaltung von Sportüberlieferung als wichtigem Kulturgut besäßen.
In fünf Sektionen, die äußerst kompetent moderiert wurden, wurden die Anfänge des organisierten Sports aufgezeigt, Vereine und Verbände bis 1933 dargestellt, im Anschluss Sportorganisationen im Umbruch (1933–1945) erläutert. Die vierte Sektion nahm Bezug auf Sport in der modernen Gesellschaft seit 1945 und last but not least wurde die Arbeit der Archivare mit dem Thema Sport im Archiv – Quellen zur Sportentwicklung deutlich gemacht.
Der erste Abend wurde mit einer Podiumsdiskussion beendet, die sich zunächst Gedanken wegen der immer weiter abnehmenden Bedeutung der Sportgeschichte an deutschen Universitäten machte, um dann auf die neuen Medien und Chancen und Gefahren der Künstlichen Intelligenz einzugehen.
Am zweiten Tag konnte gegen Mittag der frühere Ministerpräsident und EU-Kommissar für Haushalt und Personal a. D., Günther H. Oettinger, ein Statement für das Ehrenamt und die Bedeutung der Vereine als „Kitt“ unserer Gesellschaft abgeben.
Der Festvortrag „Am Ende des Lebenszyklus? Der Vereinssport und die Absteigergesellschaft“ von Prof. Dr. Henk Erik Meier, Universität Münster, bildete den sozialkritischen Abschluss des Symposiums. Im weiteren Verlauf des Festabends wurden noch zahlreiche Mitglieder und Institutionen für die langjährige Mitgliedschaft im Verein Institut für Sportgeschichte geehrt. Umrahmt wurden die Beiträge vom Hornquartett der Stadtkapelle Maulbronn und einer Voltigiergruppe aus Winnenden.
Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen genossen nach den beiden inhaltlich dicht gedrängten Tagen das Festessen und waren sich einig, dass es eine gelungene Veranstaltung war.
IfSG-Vorsitzender Erich Hägele ehrt BSB-Präsident Gundolf Fleischer als Vizepräsident des LSV für die 30-jährige Mitgliedschaft des baden-württembergischen Dachverbandes. Foto: IfSG.
IfSG-Vorsitzender Erich Hägele und DAGS-Vorsitzender Prof. Dr. Michael Krüger danken Günther Oettinger für seine Ausführungen. Foto: IfSG.
Mit freundlicher Unterstützung von ...
August 2023
Hohe Ehrung und südbadischer Besuch in Stuttgart
v. l.: VfB-Präsident Claus Vogt ehrt Erich Hägele für sein ehrenamtliches Engagement mit der silbernen Verdienstnadel des Vereins. Foto: IfSG.
Der IfSG-Vorsitzende Erich Hägele hatte Gelegenheit, beim Spiel des VfB Stuttgart gegen den SC Freiburg mit Vertretern des südbadischen Erstligisten ins Gespräch zukommen. Wie der VfB so unterstützt auch der Sportclub die sporthistorische Arbeit des IfSG durch eine Mitgliedschaft. Aktuell ist das IfSG in Südbaden mit zwei Projekten aktiv: Das Institut erschließt momentan die historischen Unterlagen der Freiburger Turnerschaft. Außerdem unterstützt es gemeinsam mit dem Sportarchiv im Landesarchiv Baden-Württemberg die Arbeit des Schwarzwälder Skimuseums in Hinterzarten durch umfangreiche Verzeichnungs- und Digitalisierungsmaßnahmen.
v. l.: Stefan Breiter (Finanzbürgermeister Stadt Freiburg), Oliver Leki (Vorstand Finanzen, Organisation und Marketing des SC Freiburg), Eberhard Fugmann (Präsident des SC Freiburg), Jochen Saier (Sportvorstand des SC Freiburg) sowie Erich Hägele (IfSG). Foto: IfSG.
Bereits 2018 erschien in der IfSG-Schriftenreihe das Buch "Der VfB Stuttgart und der Nationalsozialismus", das auf der Auswertung von zahlreichen zeitgenössischen Quellen und bisher unbekannten Archivdokumenten beruht.
Juli 2023
Besuch im Museum des TSV 1848 Bietigheim
v. l.: Hubert Funk, Annette Hofmann, Günter Krähling und Erich Hägele. Foto: IfSG.
Der 1. Vorsitzende des Instituts für Sportgeschichte (IfSG) Erich Hägele und seine Stellvertreterin Prof. Dr. Annette Hofmann konnten sich am 19. Juli 2023 ein Bild vom neuen Museum des TSV Bietigheim (drittgrößter Verein im Sportkreis Ludwigsburg) machen, das am 25. März 2023 eröffnet wurde. Zahlreiche Exponate von der historischen Fechtausrüstung bis hin zum aktuellen Handball-Meisterpokal können im Untergeschoß des Vereinsheims besichtigt werden.
Empfangen wurde das Vorstandsduo vom 1. Vorsitzenden des Vereins Günter Krähling und von Hubert Funk, der als TSV-Archivar der Initiator des Museums ist. In dieser Eigenschaft war er mehrfach in Maulbronn bei Martin Ehlers (IfSG) und Markus Friedrich (Hauptstaatsarchiv Stuttgart), um die Planung des Museums voranzubringen. Hubert Funk ist es in jahrelanger Detailarbeit gelungen, Struktur in die Sammlung zu bringen. Für die Sicherung und die Präsentation von Sportgeschichte bedankten sich die Besucher vom IfSG und überreichten als Dankeschön zwei Buchpräsente.
Auch das „Sportquadrat“ – das neue Vereinssportzentrum – wurde noch in Augenschein genommen und somit nicht nur die Sportgeschichte, sondern auch die Gegenwart mit all ihren Möglichkeiten für die 5000 Mitglieder des TSV Bietigheim (mit 13 Abteilungen) aufgezeigt. Eine lange Historie, die im Jahr 1848 mit der Gründung des Vereins begann, wird fortgesetzt und mit diesem Sportzentrum in die Zukunft geführt, indem es den Mitgliedern immer wieder neue, zeitgemäße Möglichkeiten zur sportlichen Betätigung anbietet.
Dazu kann das Institut für Sportgeschichte Baden-Württemberg e.V. nur gratulieren und alles Gute wünschen! Wir brauchen Sportvereine, die sich Ihrer Wurzeln bewusst sind und die diese in Ihr aktuelles Vereinsleben einbeziehen. Um zu definieren, wer wir sein wollen, müssen wir verstehen und erfahren, wo wir herkommen. Das gilt in vielen Lebensbereichen und sicher auch im sozial und gesellschaftlich bedeutsamen Sport.
Juni 2023
Zwischen Faszination und Beherrschbarkeit. Sport, Alpinismus und Natur im Nationalsozialismus im Umfeld der Olympiade 1936
Vortragsankündigung: Generallandesarchiv Karlsruhe, 1. August 2023, 18 Uhr
Im Rahmen seiner Ausstellung Gezähmte Berge. Alpine Landschaften im Blick badischer Fotografen lädt das Generallandesarchiv Karlsruhe am 1. August um 18 Uhr zu einem Vortrag über die olympischen Winterspiele 1936 im NS-Deutschland ein. Der Münsteraner Sporthistoriker Prof. Dr. Michael Krüger spricht über die Nähe führender Alpinisten wie dem Karlsruher Geologieprofessor Wilhelm Paulcke zum NS-Regime und das Verhältnis vom sport-olympischem Menschenbild und der NS-Rassenlehre.
Dr. Michael Krüger ist Professor für Sportpädagogik und Sportgeschichte und leitet den gleichnamigen Arbeitsbereich am Institut für Sportwissenschaft der WWU Münster. Vor dem Vortrag findet um 17 Uhr eine Kuratorenführung durch die Ausstellung statt. Die Präsentation ist bei der KAMUNA am 5. August und noch bis 9. September 2023 im Generallandesarchiv zu sehen.
Mai 2023
Findbuchübergabe beim TSV Schmiden
v. l.: Heike Felchle, Ulrich Lenk, Vanessa Gerstenberger, Jörg Bürkle, Erich Hägele, Gernot Gruber, Reinhold Sczuka, Herr Berner. Foto: TSV Schmiden
Das Thema „Archivierung seiner Vereinsgeschichte“ bewegt den TSV Schmiden schon seit etlichen Jahren. Manches Vorstandsmitglied hat in seinem Keller oder in irgendwelchen Schränken Unterlagen, Fotos, Pokale usw. liegen. Doch sowohl an einer Örtlichkeit als zentrale Sammelstelle, als auch Jemand, der sich um die Sichtung und Verwahrung kümmert, haperte es bislang. Per Zufall über eine Zeitungsannonce wurde die Geschäftsführerin des TSV Schmiden, Frau Vanessa Gerstenberger, auf den Service und die Arbeit des Institutes für Sportgeschichte Baden-Württembergs e.V., welches seinen Sitz in Maulbronn hat, aufmerksam. Nach zwei Telefonaten und wenigen Emails wurde man sich schnell über den Ablauf und die zeitliche Abfolge einig.
Jetzt, fast zwei Jahre später, ist die Archivierung des Hauptvereines abgeschlossen! Der 1. Vorsitzende des Instituts für Sportgeschichte, Herr Erich Hägele, als ehemaliger langjähriger Präsident des Sportkreises Rems-Murr, kein Unbekannter in der lokalen Sportpolitik, und seine Mitarbeiterin, Frau Heike Felchle, überreichten am 26. Mai 2023 in einem feierlichen Akt das Findbuch den Verantwortlichen des TSV Schmiden. Jörg Bürkle, 1. Vorsitzender, und Ulrich Lenk, Präsident, betonten dabei die wertvolle Unterstützung seitens des Instituts und bedankten sich für den tollen Service. Herr Berner, Erster Bürgermeister der Stadt Fellbach, zeigte sich gespannt, wie viele weitere Kapitel der TSV Schmiden, auch in Kooperation mit der Stadt Fellbach, in seiner Vereinsgeschichte noch schreiben wird.
Denn für ihn ist die Stadteil-Geschichte Schmidens mit seinen knapp 13.000 Einwohner von der Vereinsgeschichte des TSV Schmiden mit einer Mitgliederzahl von mittlerweile über 6.000 geprägt und umgekehrt. Der TSV Schmiden übernimmt in der Stadtteil-Gemeinde soziale Verantwortung und ist gerade im Bereich der Kinderbetreuung ein verlässlicher Partner. Herr Berner ermutigte die Verantwortlichen des TSV ihre nun sauber abgelegte Vereinsgeschichte der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Diesen Wunsch bekräftigten auch die weiteren Anwesenden, Herr Gernot Gruber, Landtagsabgeordneter der SPD und ebenfalls Vorstandsmitglied des Instituts für Sportgeschichte, als auch Reinhold Sczuka, aktueller Präsident des Sportkreises Rems-Murr. Diesen Wunsch plant nun der TSV anlässlich seines 125jährigen Jubiläums im Jahr 2027 aufzunehmen und damit sicherlich ein weiteres Kapitel für die Nachwelt in seinem Vereinsarchiv zu schreiben.
Quelle: TSV Schmiden
175 Jahre Deutscher Turner-Bund – Aspekte der Demokratiegeschichte des Turnens
Ein turnhistorischer Kommentar von Dr. Lothar Wieser, IfSG
Jahrzehntelang hat die Deutsche Turnerschaft (DT) ihre Ursprünge auf das Jahr 1868 zurückgeführt. Die Zeitspanne zuvor galt als "Vorgeschichte", die Jahre 1848/49 gar als die "tolle Zeit" die man, besonders mit der "konservativen Wende" nach der Reichsgründung von 1871, gerne in Vergessenheit geraten ließ. Insofern ist es bemerkenswert, dass der Deutsche Turner-Bund (DTB) als
Nachfolgeorganisation der DT, aber auch des Arbeiter- Turn- und Sportbundes (ATSB), seine Gründungsgeschichte um zwanzig Jahre zurückverlegt hat. Nachdem in norddeutschen Vereinen Belege für den Fortbestand des im Jahr 1848 in Hanau gegründeten Deutschen Turnerbundes aufgefunden werden konnten, war der DTB (von heute) 1995 bereit, sich seiner demokratischen Wurzeln zu erinnern (Anm. 1).
Es ist dies ein (spätes) Bekenntnis zur Demokratiegeschichte, deren Wurzeln im Vormärz und in den Jahren der Revolution zu nicht geringen Teilen mit der Turnbewegung verknüpft sind. Die Betonung der Medien liegt heute üblicherweise auf den freiheitlichen Forderungen und politisch-parlamentarischen Bestrebungen, wobei die Beteiligung von Turnern meist keine Beachtung erfährt.
Nun hat der DTB seinen Festakt sogar in der Frankfurter Paulskirche begehen dürfen, dem Symbol für den demokratischen Aufbruch, aber auch des Scheiterns der Demokratiebewegung in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Prominente Redner betonten besonders die demokratische Tradition des Turnens, die auf den Gründungstag des ersten gesamtdeutschen Turnverbandes, am 3. April 1848 in
Hanau zurückgehe. Wie nicht anders zu erwarten, standen beim Festakt die Erfolgsgeschichten im Vordergrund. Gewiss, in Festreden will niemand an dunkle Zeiten erinnert werden. Da lag die Betonung auf dem Streben nach Freiheit, es wurde das bürgerschaftliche Engagement der Vereine hervorgehoben, der hohe Anteil von Kindern, Jugendlichen und Frauen und schließich wurde noch der Revolutionär August Schärttner bemüht, der den Turntag einberufen habe. Doch führt wirklich eine gerade Linie zum Turntag vom April 1848 in Hanau? Hat das Turnen wirklich dort seine freiheitlich-demokratischen Wurzeln? Vielleicht sollte das Datum zum Anlass genommen werden, sich die komplizierte, zum Teil verworrene Gründungsgeschichte der Deutschen Turnverbände anzusehen, von der sich die DT eindeutig distanzierte und mit der der DTB noch Jahrzehnte fremdelte.
1848-1850 - bedeutsame Jahre für die Turnbewegung
Die Jahre 1848/49, auch bereits die Jahre zuvor, stehen in der deutschen Turnbewegung für Kampf, für Spaltung und Niederlage. Sie war ein Teil der bürgerlichen Bewegung im Kampf um politische Beteiligung, Rechtssicherheit, soziale Teilhabe und nationale Einheit. Dies lässt sich an den durch die Polizeispitzel protokollierten Forderungen bei Turnerversammlungen unmittelbar vor der Revolution von 1848 belegen. Aus Mannheim, aus dem Umkreis des Rechtsanwalts Gustav von Struve, soll der Vorschlag zur Constituirung einer allgemeinen deutschen Turnerschaft herrühren, gebildet aus Turnern und Sängern und den religösen Oppositionsgruppen der Lichtfreunde und
Deutschkatholiken. Sogar die Beschreibung der erörterten Fahne fand den Weg in die Akten. Schwarz-rot-gold sollte sie sein und ein Wappen aus Fackel und Schwert erhalten, umrundet mit dem Spruch "frisch, fröhlich, frei". Auf das pietistisch verstandene "fromm" wollte man wohl verzichten. Das Turnerwappen bestand also keineswegs aus den 4-F, wie fälschlicherweise immer
wieder zu lesen ist. Das von Heinrich Felsing auf dem Heilbronner Turnfest des Jahres 1846 zur Annahme vorgeschlagene Turnerkreuz wurde von einer Mehrheit abgelehnt und setzte sich erst im Verlauf der Zeit durch.
Vorlage: L. Wieser.
Gustav Struve war einer der Gründer des Mannheimer Turnvereins und neben dem heute bekannteren Rechtsanwalt Friedrich Hecker treibende Kraft der politischen Opposition. Tätige Unterstützung erhielten sie durch Heidelberger Studenten und die Mitglieder der vielen am Oberrhein zwischen Freiburg und Mainz in der Mehrzahl seit 1844 gegründeten Turnvereine. An der Einberufung und Organisation der "Offenburger Versammlungen" der Jahre 1847 und 1848 waren viele Turner beteiligt. So konnte bereits kurz nach Ausbruch der Revolution am Oberrhein ein Regionalverband der Turner gegründet werden, der sich eindeutig das Eintreten für den "volkstümlichen Freistaat (die demokratische Republik)" in die Satzungen geschrieben hatte. Dies wurde von der in Dresden erscheinenden Zeitschrift "Der Turner" ausdrücklich bedauert. Teile der Turner wollten die Politik aus den Vereinen fern halten, was zur Spaltung in den Vereinen und zu Neugründungen mit unpolitischer Zielsetzung führte, was sich am Beispiel von Heidelberg gut belegen lässt.
Vorlage: L. Wieser.
Nachdem die Hanauer Turngemeinde am 19. März zu einem Turntag Anfang April eingeladen hatte, kam es am 3. April 1848 zur Gründung eines "Deutschen Turner-Bundes" mit dem Zweck, für die Einheit des deutschen Volkes thätig zu sein, den Brudersinn und die körperliche und geistige Kraft des Volkes zu heben. Vielen Demokraten, von denen einige die Versammlung verlassen hatten, um sich dem Aufstand Heckers im Badischen Oberland anzuschließen, war diese Formulierung viel zu unbestimmt, weshalb die Hanauer zu einem weiteren Turntag auf den 2. und 3. Juli einluden, wo es zur Gründung des "Demokratischen Turnerbundes" kam. Sein Zweck lautete: "durch geistige und körperliche Ausbildung und Verbrüderung aller Deutschen hinzuwirken auf ein freies und einiges Vaterland, welches in dem volksthümlichen Freistaat – der demokratischen Republik – seine entsprechende Form findet." Den heutigen demokratischen Verhältnissen würde dieser Satz näher kommen als der in der unbestimmt gehaltenen Formel vom 3. April. Die Spaltung der Turnorganisationen entlang politischer Ziele war unübersehbar und, wie sich in den nächsten beiden Jahren herausstellen sollte, unüberbrückbar. Infolge der Ereignisse der beiden Revolutionsjahre kam es zu keinen größeren Turnerversammlungen oder gar Turnfesten. Heckers Aufstand wurde niedergeschlagen; er und einige Getreue flohen bereits im Jahr 1848 nach Nordamerika, wo sie in Cincinnati den ersten deutschen Turnverein gründeten. Auch Gustav Struves Versuch von Konstanz aus mit Gewalt die Republik zu erzwingen, scheiterte an der Angst der "guten Bürger" und den Bajonetten der Armee.
Vorlage: L. Wieser.
Ein weiterer Aufstand in der "Reichsverfassungskampagne" des Jahres 1849 wurde mit Hilfe preußischer Bataillone unterdrückt. Viele Turner, darunter auch August Schärttner, konnten nach Frankreich und in die Schweiz fliehen, von wo sie zum Teil in andere Kontinente weiterwanderten. Alle dem demokratischen Turnerbund angehörende Vereine wurden verboten.
Vorlage: L. Wieser.
Die anderen versuchten in weiteren Turntagen in Eisenach eine Einigung zu vollziehen, die letztlich misslang, weil man sich nicht über den Zweck einigen konnte, besonders, da man ein behördliches Verbot befürchtete. Am 26./27. August 1849 hatten sich die Turner in Eisenach noch auf das klare politische Bekenntnis geeinigt, "einen Mittelpunkt für die körperliche und geistigen Bestrebungen der einzelnen Turnvereine zu bilden, um dadurch die Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit eines einigen deutschen Volkes zu erstreben". Dies klang manchen bürgerlichen Teilnehmern zu radikal, befürchteten sie doch das sofortige Verbot. Auf einem weiteren Turntag in Eisenach am 31. März und 1. April 1850 wurde auf Bestreben besonders der Vertreter aus Hannover der zweite Halbsatz weggelassen und durch den ausdrücklichen Hinweis ergänzt: "Die politische Parteinahme der Turngemeinden als solcher soll ausgeschlossen werden." So überlebte ein Rumpf von Vereinen in Norddeutschland unter der Vorortschaft von Hannover als dem geschäftsführenden Verein. Dem auf dem Turntag in Hannover 1856 gestellten Antrag, den Bund ganz aufzulösen, wurde nicht stattgegeben, sondern man wollte ihn für Zeiten die dem Turnen günstiger gesonnen seien, am Leben erhalten (Anm. 2). Unter dem Hamburger Turner-Bund von 1852 als Vorort des Deutschen Turner-Bundes erfolgte ab 1858 die Initiative zur Einigung der Turnvereine. Dem immer wieder betonten "Ruf zur Sammlung" ging eine Reihe von Initiativen voraus, z. B. der Aufruf des Vorortes "An Männer und Jünglinge" 1859. Im gleichen Jahr verschickte er die Broschüre Eduard Angersteins mit dem Titel "Ruf zum Turnen" (Anm. 3). Und in der DTZ vom Juli 1859 kann man lesen: "Wir Mitglieder des deutschen Turner-Bundes, und noch einige befreundete Vereine hegen ja schon längst in uns den Wunsch, und haben es uns zur Aufgabe gemacht, durch ganz Deutschland ein einmüthiges geregeltes Zusammenwirken aller Turner innerhalb der Grenzen des natürlichen Wirkungskreises anzubahnen." (Anm. 4).
Auch auf dem Coburger Turntag 1860 wollte man durch vorsichtiges Taktieren einem Verbot vorbeugen. Es dauerte nocheinmal acht Jahre, bevor sich schließlich die lang ersehnte Einigung der Turnvereine vollziehen konnte. Aber da war die "konservative Wende" bereits im Gange, die sich nach Reicheinigung von 1871 und den Sozialistengesetzen von 1878 beschleunigte. Die demokratische Tradition der Turnvereine lebte im Ausland, vor allem in den USA, weiter und in Deutschland erfolgte erst mit der Gründung des Arbeiter-Turnerbundes eine Wiederbelebung. Sein erbittertster Gegner war die Deutsche Turnerschaft. Um auf den Anfang der Argumentation zurückzukehren: Die demokratischen Traditionen des Turnens führen eher über die Arbeiter-Turn- und Sportbewegung und die sozialistischen Turner der USA zum zweiten Hanauer Turntag vom Juli 1848. Aber wer möchte schon an den revolutionären Ursprung erinnern, der mit Kampf, Unterdrückung, Tod und Exil einherging? (Anm. 5)
Vorlage: L. Wieser.
Nachweise:
Anm. 1: Präsidiumsbeschluss vom 8. Dezember 1995. Vgl. Wieser, Lothar: Vom Deutschen Turnerbund zur Deutschen Turnerschaft – und zurück. Turnen in Hannover 1848-1860. In: Becker, Christian; Wedemeyer Kolwe, Bernd; Wolters, Angelika (Hg.): Geschichte des Turnens in Norddeutschland. Berlin: Hopf, 2017, 89-106.
Anm. 2: Vgl. Wieser, wie Anm. 1, 91.
Anm. 3: Deutsche Turn-Zeitung 4 (1859), 48.
Anm. 4: Deutsche Turn-Zeitung 4 (1859), 71 (Juli).
Anm. 5: Wieser, Lothar / Wanner, Peter (Hg.): Adolf Cluss und die Turnbewegung. Vom Heilbronner Turnfest 1846 ins amerikanische Exil. Vorträge des gleichnamigen Symposiums am 28. und 29. Oktober 2005 in Heilbronn. Heilbronn: Stadtarchiv, 2007. Wieser, Lothar: Die „künftige Armee der radikalen Parthei“? - Badische Turner in Vormärz und Revolution von 1848/49. In: Furtwängler, Martin / Pfanz-Sponagel, Christiane / Ehlers, Martin (Hrsg): Nicht nur Sieg und Niederlage. Sport im Deutschen Südwesten im 19. und 20. Jahrhundert. Ostfildern: Thorbecke, 2011, 123-154.
April 2023
Erich Hägele als Vorsitzender des Instituts für Sportgeschichte in Maulbronn bestätigt
Zwar machen Dokumente und Gegenstände einen großen Teil historischer Überlieferungen aus. Doch ebenso wichtig sind Zeitzeugen – so ist auch „Oral History“ eine Methode der historischen Forschung, um Erinnerungen an vergangene Zeiten zu bewahren. Dabei werden Zeitzeugen zu bestimmten Ereignissen befragt und können so einen Einblick in bestimmte Ereignisse oder Epochen geben. Bei der diesjährigen Mitgliederversammlung des Instituts für Sportgeschichte in Maulbronn wurde in diesem Zusammenhang ein Film von Theresa Mammel gezeigt, in dem Ingeborg Ludwig über ihr Leben für den Sport berichtete. Von ihren Anfangszeiten als junge Turnerin bis hin zu den verschiedenen Sportgruppen, etwa der Einführung des Mutter-Kind-Turnens, bis hin zu ihrem Engagement bei zahlreichen weiteren Turn- und Gymnastikgruppen beim TSV Mannheim. Mittlerweile ist Ingeborg Ludwig fast 80 Jahre alt – man sieht es ihr nicht an.
v. l.: Martin Ehlers, Lothar Wieser, Theresa Mammel, Ingeborg Ludwig und Erich Hägele. Foto: Tobias Sellmaier.
Der Vorsitzende des Instituts, Erich Hägele, dankte den Institutsmitarbeitern für ihr Engagement und betonte, wie wichtig es sei, den Kontakt zu Sport und Politik zu halten. Ebenso hob er den „hervorragenden Kontakt mit dem Staatsarchiv“ hervor. Aktuell werde auch das Sponsoring ausgebaut, so gehören die Wüstenrot Stiftung, die Wund Stiftung, Hochland, die Weingärtnergenossenschaft Cleebronn-Güglingen und Ensinger zu den Unterstützern. Neben den momentanen Archivierungsarbeiten beschäftigt sich das Institut vor allem mit der Vorbereitung des zweitägigen Symposiums im kommenden Oktober.
Die Teilnehmer der IfSG-Mitgliederversammlung 2023. Foto: Tobias Sellmaier.
Bei den Vorstandswahlen wurde Erich Hägele als 1. Vorsitzender einstimmig bestätigt, ebenso wie Professorin Dr. Annette Hofmann und MdL Stefanie Seemann (Grüne) als stellvertretende Vorsitzende. Auch Schatzmeister Andreas Felchle, Schriftführerin Helga Holz und der Vorsitzende des Institutsbeirats Prof. Dr. Alexander Woll erhielten wieder das einstimmige Votum der versammelten Mitglieder. Die Beisitzer Dr. Andreas Hoffmann, Christian Gehring MdL (CDU), Prof. Dr. Erik Schweickert MdL (FDP) und Gernot Gruber MdL (SPD) wurden bestätigt. Zu den Kassenprüfern wurde erneut Paul Ulbrich und neu dabei Alfred Schweizer gewählt. Als Beisitzer im Vorstand bestätigt wurden Steffen Elser (Vertreter der Sportverwaltung des Landes Baden-Württemberg), Andreas Felchle (Bürgermeister der Stadt Maulbronn, ab 1.7. sein Amtsnachfolger), Dr. Erwin Grom (Vertreter LSV), Dr. Kurt Hochstuhl (BSB Freiburg), Bernd Kielburger (BSB Nord), Markus Graßmann (WLSB), Prof. Dr. Peter Rückert (Landesarchiv Ba-Wü).
Text: Simone Schneider-Seebeck
Sportarchiv übernimmt das Vereinsarchiv des VfB Tamm 1920 e.V.
Nachträglich kolorierte Aufnahme der Fußballmannschaft des VfB Tamm, um 1920. Vorlage: H. Buhlinger.
Während der Vorbereitungen für das Vereinsjubiläum 2020 und die dazugehörige Festschrift wurde der Club aus dem Landkreis Ludwigsburg vom Institut für Sportgeschichte Baden-Württemberg e. V. (IfSG) in Maulbronn beraten. Das IfSG stellte auch den Kontakt zum Sportarchiv im Landesarchiv Baden-Württemberg (Hauptstaatsarchiv Stuttgart) her, das die (sport)historischen Dokumente des Vereins in seine Bestände übernahm, inhaltlich erschloss und alterungsbeständig verpackte.
Im Rahmen einer Führung durch das Hauptstaatsarchiv Stuttgart wurde am 14. April 2023 das Archivprojekt mit der Übergabe des Findbuchs offiziell abgeschlossen. Über die Webseite des Landesarchivs Baden-Württemberg kann nun online im Vereinsarchiv des VfB Tamm (Bestand: J 35/40) recherchiert werden.
v. l.: Markus Friedrich (Hauptstaatsarchiv Stuttgart), Wolfgang Kellner (VfB Tamm) und Erich Hägele (IfSG). Foto: Müller.
Tagungsankündigung, 12./13. Oktober 2023, Kloster Maulbronn
Bereits im 18. Jahrhundert entstanden in Deutschland die ersten Vereine. Waren es zunächst Zusammenschlüsse, die sich der Aufklärung verpflichtet fühlten, wie die Lesegesellschaften, so folgten mit Beginn des 19. Jahrhunderts zunächst die Turn- und später die Sportvereine. Die ideelle Grundlage dieser Vereinigungen war das „Recht der Assoziation“. Bis heute bilden die Sportvereine und -verbände die Grundlage für vielfältiges gesellschaftliches Engagement.
Die Tagung wird dieses Phänomen aus historischer, soziologischer und rechtlicher Perspektive untersuchen und würdigen. Dabei steht nicht nur der Südwesten im Fokus, vielmehr richtet sich der Blick auf Deutschland insgesamt. Auch soll die Situation des organisierten Sports bis in die Gegenwart hinein thematisiert werden.
Ein Archiv zu führen ist in erster Linie eine pragmatische Entscheidung. Immer wieder stehen Vereine und Verbände anlässlich von Jubiläen oder Feiern vor der Herausforderung, einen Rückblick auf die eigene Vergangenheit zu werfen. Hierzu bedarf es Unterlagen, über die sich die historische Entwicklung rekonstruieren lässt.
Bei Grunderwerb oder Baumaßnahmen muss oft auch noch nach Jahrzehnten auf Schriftstücke oder Pläne zurückgegriffen werden. Dies gilt auch für Verträge oder Vereinbarungen mit Behörden und Verbänden. Mitgliederverzeichnisse belegen die Vereinsentwicklung und helfen bei anstehenden Ehrungen. Ein gut geführtes Vereinsarchiv bietet in solchen Fällen Vorteile, liefert es doch den Grundstock für die gesamte Vereinsverwaltung.
Wie ehrenamtlich Tätige im Sport ein Archiv aufbauen können, ist mit der nun vorliegenden Handreichung erklärt, die entweder auf der Homepage des Instituts für Sportgeschichte Baden-Württemberg digital oder auf der Geschäftsstelle kostenlos abgerufen werden kann.
Die inhaltliche Erarbeitung ist ein Gemeinschaftsprojekt zwischen dem Institut für Sportgeschichte Baden-Württemberg e.V. und dem Landesarchiv Baden-Württemberg (Sportarchiv). Für die Bebilderung sorgte der renommierte Illustrator und Cartoonist Wilfried Gebhard. Dank der Förderungen der Josef Wund Stiftung (Stuttgart) und des Landesarchivs Baden-Württemberg konnte die Drucklegung erfolgen.
Wer sich ausführlicher mit der Archivierung, auch im digitalen Bereich, befassen möchte, wird der Leitfaden „Sammeln, Archivieren, Auswerten“ empfohlen (104 S. mit 42 Abb., fester Einband; beim Institut für Sportgeschichte erhältlich).
v. l.: Markus Friedrich (Hauptstaatsarchiv Stuttgart), Christoph Palm (Geschäftsführer Josef Wund Stiftung) und Erich Hägele (Vorsitzender IfSG). Foto: Josef Wund Stiftung.