Wie sah der Sportalltag in Stuttgart vor hundert Jahren aus? Dieses Buch wirft Schlaglichter auf einzelne Facetten des Sportalltags und veranschaulicht, wie dieser in der Stadt gelebt wurde. In den 1920er Jahren war ein Fünftel der Bevölkerung in einem oder mehreren Sportvereinen aktiv und die Stuttgarter galten als „Vereinsmeier“. Die vielfältige Vereinslandschaft bot für jeden Sportbegeisterten die passende Sportart. Die Sportausrüstung wurde bei den Fachhändlern Maute-Benger, Breitmeyer oder im Warenhaus Breuninger gekauft. Wöchentlich berichtete die Sportzeitung des Stuttgarter Neuen Tagblatts über die Sportereignisse. Während des jährlichen „Lauf durch Stuttgart“ säumten begeisterte Zuschauer die Straßen entlang der Strecke und feuerten die Läufer an.
Wissenschaftlich recherchierte und sorgfältig ausgewählte Hintergrundinformationen vermitteln zusammen mit abwechslungsreichem Bildmaterial einen lebendigen und authentischen Eindruck dieser Zeit.
Sport in Stuttgart. Ein Blick zurück in die 1920er-Jahre
von Natalia Camps Y Wilant
zahlreiche Farb- und s/w-Abbildungen, 108 Seiten, fester Einband
Hermann Bausinger und Ommo Grupe bei einer Diskussionsrunde (1992). Foto: Hauptstaatsarchiv Stuttgart, P 49, Nr. 159.
Hermann Bausinger, der „Nestor der Kulturwissenschaft“ ist am vergangenen Mittwoch, 24.
November, im Alter von 95 Jahren gestorben. In zahlreichen Nachrufen wurden die
wissenschaftlichen Verdienste und die Lebensleistung Bausingers gewürdigt.
Er hat das Fach „Volkskunde“ als „empirische Kulturwissenschaft“ an der Universität Tübingen in der
zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts begründet und maßgeblich geprägt. Aus einem in der NS-Zeit
belasteten und verstaubten Fach machten er und seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am
„Institut für empirische Kulturwissenschaft“ mit Sitz im Tübinger Schloss ein Querschnittsfach, in dem
sowohl geisteswissenschaftliche und historische als auch empirische und sozialwissenschaftliche
Methoden genutzt wurden, um „Kultur“ im weitesten Sinn zu erforschen. Sprache, Literatur und
Geschichte waren die Säulen, auf denen die Forschungen Bausingers beruhten. Sein Ruf reichte weit
über die Grenzen Tübingens und des Schwabenlands hinaus.
In keinem Nachruf wurde jedoch auf Bausingers ethnologische und kulturwissenschaftliche Arbeiten
zum Sport als einem Phänomen der Alltagskultur Bezug genommen. Dass er im Zusammenhang einer
Neuentdeckung der Alltagskultur auch das gesellschaftliche Phänomen des Sports in den Blick nahm,
lag einerseits in der Sache selbst, andererseits aber am Tübinger Umfeld mit Walter Jens, Andreas
Flitner, Hans Küng und weiteren großen Geistern dieser Generation, die den Krieg und die NS-Zeit
erlebt hatten und in den 1960er Jahren als junge Professoren die Universität „neu aufstellen“
wollten, wie man heute sagen würde. Zu diesem Umfeld gehörte im weiteren Sinn auch Ommo
Grupe (1930-2015), der seit 1960 das Tübinger Institut für Leibesübingen (IfL) leitete und vor
ähnlichen Herausforderungen wie Bausinger stand. Der vor fünf Jahren verstorbene Grupe wurde als
„Nestor der Sportwissenschaft“ bezeichnet, weil er, ähnlich wie Bausinger in der „Volkskunde“, die
„Leibesübungen“ und „Leibeserziehung“ seit den 1970er Jahren als modernes Querschnittsfach der
Sportwissenschaft(en) neu definierte. Wie in der Ethnologie ging es auch in der Sportwissenschaft
darum, das Fach auf feste Grundlagen zu stellen, indem sowohl in der Sache als auch in der
Terminologie eine deutliche Abgrenzung zur nationalsozialistischen Zeit vorgenommen wurde.
Sowohl die Volkskunde als auch die Leibeserziehung waren Teil der NS-Ideologie, konnten aber auch
auf eine große Tradition seit dem 19. Jahrhundert verweisen. Während Bausingers
Habilitationsschrift von 1961 mit „Volkskultur in der technischen Welt“ überschrieben war, ging es in
Grupes Habilitationschrift von 1967 um eine Neuorientierung der Theorie der Leibeserziehung.
„Grundlagen der Sportpädagogik“ lautete der Titel seines Werks.
Die „Volkskunde“ in Tübingen hieß seit 1971 „Ludwig-Uhland-Institut für empirische
Kulturwissenschaft“ (LUI), und das Institut für Leibesübungen (IfL) Institut für Sportwissenschaft (IfS).
Grupe und Bausinger waren über das Fachliche hinaus freundschaftlich verbunden. Der wöchentliche
Termin zum Tennisdoppel, zu dem in späteren Jahren auch junge Nachwuchswissenschaftler
hinzugebeten wurden, durfte nie ausfallen.
Grupe trug wesentlich dazu bei, dass sich „Mendel“ Bausinger – den sehr deutschen Vornamen
Hermann mochte er nicht, sondern lieber seinen Spitznamen Mendel – für den Sport interessierte.
Bausingers Arbeiten zum Sport sind 2006 in dem Band „Sportkultur“ zusammengestellt und vom
Autor dieses Nachrufs am Institut für Sportwissenschaft der WWU Münster editiert und redaktionell
betreut worden. Das Thema Sportkultur verband das Denken Grupes und Bausingers. Grupe hatte
bereits 1987 einen schmalen Band „Sport als Kultur“ vorgelegt. Bausingers Texte zur Sportkultur sind
in der Regel im Zusammenhang von Tagungen und Festveranstaltungen des Deutschen Sportbundes
(DSB) und des NOK für Deutschland entstanden, zu denen Bausinger auf Initiative von Grupe als
Festredner und „critical friend“ eingeladen wurde, auch wenn dieser Begriff damals noch nicht
benutzt wurde. Die Einladung und Anregung von Wissenschaftlern und später auch
Wissenschaftlerinnen, sich mit dem Sport als einem „gesellschaftlichen Phänomen“ der Moderne zu
beschäftigen, gehörte zu den zentralen sport- und wissenschaftspolitischen Strategien Grupes auf
dem langen Weg der Anerkennung der Sportwissenschaft als einer gleichberechtigten akademischen
Disziplin an den Universitäten. Neben Bausinger sind auch Hermann Lübbe, Christian Graf von
Krockow, Helmuth Plessner oder Klaus Heinemann zu nennen, die als Experten die junge
Sportwissenschaft von außen befruchteten.
Bausinger beim Festvortrag "10 Jahre IfSG" 2003 in Maulbronn. Foto: IfSG BW.
Hermann Bausinger war kein Sportwissenschaftler, aber er hat die Kultur und Alltagskultur des Sports
genau beobachtet und mit seinem weiten intellektuellen Horizont nicht nur tiefgründig reflektiert
und verstanden, sondern auch einem breiten und interessierten Publikum verständlich und
differenziert erläutert. Seine Beobachtungen und Analysen zur Sportkultur fallen engagiert und
gleichermaßen kritisch distanziert aus. Bausinger Reden waren stets witzig, humorvoll, lehrreich und
tiefsinnig zugleich, gespickt mit Geschichten und Anekdoten aus dem Alltagsleben, zu dem der Sport
heute mehr als in früheren Zeiten selbstverständlich gehört. Er stellte Bezüge zur Geschichte, zur
Kunst und Literatur her und konnte auf einen breiten Fundus an Wissen und Erfahrung zurückgreifen.
Seine Reden waren rhetorisch geschickt und fesselnd strukturiert sowie druckreif formuliert. Die von
ihm behandelten Themen zur Sportkultur reichten von der Alltagskultur des Sports, den „Kleinen
Festen im Alltag“, den lokalen Turn- und Sportvereinen über die großen Traditionslinien der
Körperkultur und des Sports seit dem 18 und 19. Jahrhundert bis ins Zeitalter der Globalisierung und
Universalisierung der Sportkultur. Er sprach zur „Kultur des Verlierens“, zur „Amateur-Nostalgie“, zur
Fankultur und zum Mediensport, zur Semantik der Leistung, zur Kulturgeschichte des Spiels und über
„Robert Musil und die Körperkultur“. In einer Ringvorlesung der Universität Tübingen beschäftigte er
sich – durchaus augenzwinkernd mit Blick auf seine Kollegen - mit dem exzentrischen Tübinger
Ästhetikprofessor Friedrich Theodor Vischer (1807-1887). Dieser hatte in seinem „Lob der
gymnastischen Künste“ (1845) kritisiert, „dass am deutschen Beamten und Gelehrten sein Körper wie
ein alter Lumpen herunterhängt“ (zit. nach Bausinger, Sportkultur, S. 140) und empfohlen,
systematische Leibesübungen und Gymnastik an allen Schulen und Universitäten einzuführen.
Unvergessen sind Bausingers Reden zum Olympischen Sport. Anlässlich des 100jährigen Jubiläums
des NOK für Deutschland 1995 in Berlin griff er ein Zitat Willi Daumes auf: „Die Spiele sind die Idee“,
in das Bausinger seine kulturwissenschaftliche Botschaft an den Sport und die Sportwissenschaft
verpackte: Wichtig ist auf dem Platz, um eine verbreitete Fußballweisheit aufzugreifen. Nicht die
mehr oder weniger klugen Reden machen das Wichtigste am (olympischen) Sport aus, sondern seine
kulturellen Praktiken. Auf sie muss man sehen, sie gilt es wissenschaftlich zu erforschen und zu
deuten, wenn man verstehen möchte, was Bewegung, Spiel und Sport für den einzelnen Menschen,
aber auch für Kultur und Gesellschaft insgesamt bedeuten.
Die schillernde Rolle des Sports zwischen lokaler Alltagskultur und universalem Kulturmuster – so ein
Vortragstitel, allerdings mit Fragezeichen, aus dem Jahr 1992 – beleuchtete Bausinger in mehreren
Arbeiten. Am treffendsten gelang ihm dies wohl in seinen Vorträgen anlässlich des zehnjährigen
Jubiläums des Instituts für Sportgeschichte Baden-Württemberg 2003 in Maulbronn sowie des
ebenfalls zehnjährigen Jubiläums des heute nicht mehr existierenden Deutschen Olympischen
Instituts (DOI) in Berlin: „Identitätsspiele“ nannte er sein Thema: „Lokalpatriotismus und
Internationalismus“. Es ging um LE, das ausgesprochen klingt wie Los Angeles, aber gemeint war das
Spiel zwischen dem TSV Leinfelden (LE) und dem griechischen Verein Omonia Vaihingen in der
Kreisliga A. Interessant war für Bausinger das Spiel deshalb, „weil beide Mannschaften Beispiele
boten für die Internationalisierung des Sports, (…) die auch in die regionale und lokale Szenerie
hineinreicht.“ Verallgemeinert sprach Bausinger natürlich über Ausländer im Sport, über Freiburg
und Cottbus, „Gastarbeiter“ und „Zeitarbeiter“ im Sport, über gelungene und gescheiterte
Integration, Freundschaften und Ausgrenzungen, letztlich über „Identitätsspiele in fragmentierten
Gesellschaften“. Und schließlich erzählte er von dem erfolgreichen Spielfilm „Kick it like Beckham“,
den er als eine „Art Lehrfilm“ für die Probleme der Integration im Kontext des Sports bezeichnete.
Der Tod von Hermann „Mendel“ Bausinger nach einem „sehr langen, erfüllten und glücklichen
Leben“, wie er dem Verfasser dieser Zeilen vor wenigen Wochen in der ihm eigenen Demut schrieb,
sollte Anlass sein, nicht nur diesen Text eines außergewöhnlichen Wissenschaftlers und Menschen
noch einmal neu zu lesen.
Oktober 2021
Mitgliederversammlung beim Institut für Sportgeschichte in Maulbronn
Hintere Reihe vlnr: Markus Friedrich, Dr. Clemens Rehm, Helga Holz, Prof. Dr. Annette Hofmann, Andreas Felchle, Dr. Lothar Wieser; vordere Reihe vlnr: Steffen Elser, Bernd Kielburger, Hans-Ingo Appenzeller, Paul Ulbrich, Erich Hägele, Martin Ehlers. Foto: Tobias Sellmaier.
Aus der Gesellschaft ist der Sport nicht wegzudenken. Gleiches gilt auch für die Geschichte des Sports. Daher konnte der Vorstand des Instituts für Sportgeschichte bei der diesjährigen Mitgliederversammlung zu Recht zufrieden auf 28 Jahre zurückblicken. Der erste Vorsitzende Erich Hägele betonte dabei das große Engagement von politischer Seite, die dem Institut das bewährte Zwei-Säulen-Modell ermöglicht hatte. Einerseits das Sportarchiv, das dem Landesarchiv zugehörig ist, andererseits das Institut selbst, das sich als Mittler zwischen Kultur und Sport sieht.
Nach einer Gedenkminute für den langjährigen Ehrenvorsitzenden Prof. Paul Hempfer, der Ende September verstorben war, übernahm Maulbronns Bürgermeister und Schatzmeister Andreas Felchle: „Wir verknüpfen Geschichte mit der Gegenwart und führen so in die Zukunft.“
Erich Hägele knüpfte daran an und betonte, dass dem Institut die volle Anerkennung der Politik gewiss sei. Das zeigten Besuche von Landtagsabgeordneten verschiedener Parteien in den vergangenen Monaten, zuletzt der mehrstündige Aufenthalt von Kultus- und Sportministerin Theresa Schopper im August. „So können wir vorbildliche Arbeit für die etwa 11.500 Sportvereine in Baden-Württemberg leisten.“ Das Institut ermögliche die nachhaltige Sicherung der Geschichte.
Aktuell wird an verschiedenen Projekten gearbeitet. Dr. Natalia Camps Y Wilant stellte ihr Buchprojekt „Sport in Stuttgart. Ein Blick zurück in die 1920er-Jahre“ vor, das voraussichtlich im Dezember des Jahres im Buchhandel sein wird. Dr. Lothar Wieser wies auf die Bedeutung von Gegenständen für die historische Überlieferung hin, sachliche Überreste seien genauso wichtig wie Akten oder Dokumente. Archivar und Geschäftsführer Martin Ehlers und Markus Friedrich (Sportarchiv im Landesarchiv Baden-Württemberg) gaben einen Überblick über die Aktivitäten der vergangenen zwei Jahre. Auch wenn Veranstaltungen kaum möglich gewesen waren, habe man die Zeit dennoch gut genutzt, beispielsweise für Maßnahmen zur Bestandserhaltung, die Erschließung neuer Bestände. Archiv und Institut übten eine wichtige Rolle als Auskunftsstelle aus, so Friedrich.
Die Entwicklung der Mitgliederzahlen ist erfreulich, sie steige langsam an, so Andreas Felchle. Etwa 40 natürliche Personen gehören dem Institutsverein an, dazu 86 juristische Mitglieder, darunter mehrere Vereine, der Landessportverband und verschiedene Kommunen.
Finanziell steht das Institut gut da, wobei die vielfältigen Aufgaben einen personellen Ausbau notwendig machen. Eine stimmige Kassenführung bescheinigte denn auch Kassenprüfer Paul Ulbrich. Der Vorstand wurde einstimmig entlastet.
Bei den Vorstandswahlen ergaben sich einige Änderungen. Erich Hägele bleibt 1. Vorsitzender, seine Stellvertreterinnen sind MdL Stefanie Seemann und Prof. Dr. Annette R. Hofmann. Schatzmeister bleibt Bürgermeister Andreas Felchle. Schriftführerin wird Helga Holz, Vorsitzender des Institutsbeirats bleibt Prof. Dr. Alexander Woll. Beisitzer sind: Dr. Andreas Hoffmann, MdL Christian Gehring, MdL Gernot Gruber, MdL Prof. Dr. Erik Schweickert, Steffen Elser (Sportverwaltung des Landes), Andreas Felchle (Maulbronn), Dr. Erwin Grom (LSV), Dr. Kurt Hochstuhl, Markus Graßmann, Bernd Kielburger (Vertreter der 3 Sportbünde), Dr. Clemens Rehm (Landesarchiv). Weiterhin wurden die Kassenprüfer Hans-Ingo Appenzeller und Paul Ulbrich bestätigt.
Quelle: Sportkreis Rems-Murr
September 2021
Das Institut für Sportgeschichte trauert um seinen Ehrenvorsitzenden
Professor Paul Hempfer (†)
Paul Hempfer bei einer LSV-Veranstaltung. Foto: Hauptstaatsarchiv Stuttgart, J35/31, Nr. 161.
Er verstarb am 22. September 2021 im Alter von 80 Jahren nach schwerer Krankheit. Neben seiner beruflichen Tätigkeit an der Pädagogischen Hochschule Weingarten bekleidete Paul Hempfer zahlreiche Ehrenämter im Sport. Viele Auszeichnungen, darunter der Ehrenring des Württembergischen Landessportbundes, zeugen von diesem gesellschaftlichen Engagement.
Ab 1998 prägte er als Vorsitzender die Geschicke des Instituts für Sportgeschichte Baden-Württemberg und wurde nach seinem Ausscheiden im Jahr 2012 zum Ehrenvorsitzenden ernannt. Für Professor Hempfer war Sport immer mehr als Wettkampf und Leistung, nämlich ein wichtiges Bildungsgut.
Für sein außerordentliches Engagement, das besondere menschliche sowie freundschaftliche Miteinander sind wir ihm zu großen Dank verpflichtet und werden ihn in dankbarer Erinnerung behalten.
v.l.n.r.: Martin Ehlers (Geschäftsführer IfSG), Erich Hägele (Vorsitzender IfSG), Paul Hempfer (Ehrenvorsitzender IfSG), Andreas Felchle (Schatzmeister IfSG). Foto: IfSG.
August 2021
Ministerin für Kultus und Sport zu Besuch beim Institut für Sportgeschichte
Der Institutsvorsitzende Erich Hägele begrüßt Kultus- und Sportministerin Theresa Schopper beim IfSG in Maulbronn. Foto: Tobias Sellmaier.
Sehr interessiert zeigte sich Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne) bei ihrem Besuch im Institut für Sportgeschichte (IfSG) in Maulbronn. Begrüßt wurde sie von Erich Hägele, der seit zehn Jahren den Vorsitz des Instituts innehat und zunächst einen kurzen Überblick über Struktur und Mitarbeiter der Einrichtung gab. Als Sportkreispräsident sprach er der Ministerin zudem seinen Dank für die Soforthilfe des Landes zugunsten der Sportvereine aus, verbunden mit der Bitte um Verlängerung der Maßnahmen. Weiter bat er darum, die Kinder, Jugendlichen und auch die Ehrenamtlichen nicht aus den Augen zu verlieren und sich dafür einzusetzen, diese wieder für die Vereine zurückzugewinnen. Anschließend führte Bürgermeister Andreas Felchle, zugleich Schatzmeister des IfSG, auf einen kleinen Streifzug durch die Geschichte Maulbronns, mit Schwerpunkt auf Kultur und Schullandschaft, sowie auch die Entstehungsgeschichte des Instituts. Die Überreichung des Geschenkes der Stadt, einer kleinen Specksteinfigur als Symbol der Gründungslegende des Klosters Maulbronn, quittierte Schopper launig: „Esel sind sehr große Sympathieträger“, nachdem sie sich ins Buch der Stadt eingetragen hatte.
Stadtarchivar Martin Ehlers veranschaulichte am Beispiel verschiedener Exponate die Arbeit des sporthistorischen Institutes. „Wie man das Geschichtsbewusstsein auch im eigenen Verein herstellen kann, das ist erst in den letzten Jahren für viele Vereine ein Thema geworden“, hat Schopper beobachtet. Die Unterstützung und Möglichkeiten des Instituts, Vereinen dabei behilflich zu sein, sah sie als sehr wichtig an: „Diese Quellen nicht zu vergessen, das ist einfach immens wichtig.“
Michael Hörrmann, Geschäftsführer der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg, führte im Anschluss durch Klosterkirche und Kreuzgang, wies auf Besonderheiten der Klosterentwicklung und historische Eckpunkte hin. Zur Abrundung der Besichtigungstour ermöglichte Ephorus Gerhard Keitel einen Einblick in das Evangelische Seminar, zusammen mit Schulleiterin Henriette Dieterle vom Salzach-Gymnasium – die beiden Schulen verbindet eine jahrelange erfolgreiche Kooperation. Die Ministerin zeigte sich während ihres Besuches überaus interessiert an allen Programmpunkten und gab am Ende ihrer Hoffnung Ausdruck, noch einmal vorbeisehen zu können.
Quelle: Sportkreis Rems-Murr
Ministerin Theresa Schopper beim Besuch im UNESCO-Weltkulturerbe Kloster Maulbronn mit Erich Hägele (Institutsvorsitzender und Sportkreispräsident), Andreas Felchle (Bürgermeister, WLSB-Präsident und IfSG-Schatzmeister) und Martin Ehlers (IfSG-Geschäftsführer) (v.l.n.r.). Foto: Tobias Sellmaier.
Kommende Veranstaltungen
Buchcover "Olympia, Nippon und wir" von Oswald Horn und Fritz Mevert (Stuttgart 1965). Entwurf: Ute Hirsch. Vorlage: "Sportarchiv", M 1439.
Am 05. Oktober 2021 wird in Kooperation mit dem Zentrum deutsche Sportgeschichte, Berlin und dem Württembergischen Landessportbund (WLSB) im „SportOrt“ Stuttgart der Film
„Die kalten Ringe“ über die Olympischen Sommerspiele Tokio 1964 vorgestellt. Thomas Grimm (Filmemacher, Mit-Autor des Films und gleichnamigen Buches) und Dr. René Wiese (Historiker, Mit-Autor des Films und gleichnamigen Buches) sind die Initiatoren der Veranstaltung. Karl Link, Horst Löffler, Frank Wiegand und Karin Frisch sind als Olympiateilnehmer Zeitzeugen von Tokio 1964. Sie werden nach der Einführung und des 45minütigen Dokumentarfilms „Die kalten Ringe“ zu Wort kommen.
Die geltenden Corona-Maßnahmen werden selbstverständlich berücksichtigt.
Die Mitgliederversammlung wurde wegen Corona mehrfach verschoben und soll nun voraussichtlich am 19. Oktober 2021 in Maulbronn stattfinden.
Am 23. Oktober 2021 bietet der WLSB in seiner Sportschule in Ruit die Fortbildung „Ein Jubiläum feiern“ für Vereine an. Das IfSG übernimmt verschiedene thematische Schwerpunkte mit Markus Friedrich und Lothar Wieser als Referenten.
Eine hoffentlich einmalige Absage wird es mit dem Workshop des vergangenen Jahres gegeben haben. Im Jahr 2021 soll die „Neuauflage“ des Workshops für Jubiläumsvereine am
30. / 31. Oktober 2021, wie gewohnt, im Kloster Maulbronn stattfinden.
Juli 2021
Zur Geschichte des württembergischen Schützenwesens - aktuelle Ausgabe der "Südwestdeutschen Schützenzeitung" (07/2021)
Sporthistorische Bestände aus Südbaden und der Nachlass von Bernhard Kempa werden vom IfSG erschlossen
Deutsche Turnfest München 1923. Vorlage: Vereinsarchiv Turnerschaft Freiburg.
Gleich zwei sportliche „Schwergewichte“ aus dem südbadischen Raum werden aktuell durch das Institut für Sportgeschichte Baden-Württemberg e.V. (IfSG) archiviert.
Zur Sichtung und Bewertung waren Markus Friedrich (Landesarchiv Baden-Württemberg), Martin Ehlers und Heike Felchle (beide IfSG) bereits im Juli 2020 in bei der 1844 gegründete Turnerschaft Freiburg. Beim Besuch in den Räumlichkeiten des Vereins fanden sich Schriftstücke, die bis ins Jahr 1896 zurückreichen. Erste Protokollbücher geben Einblicke in die Sportkultur um die Jahrhundertwende.
Hinzukommen Fotoalben aus dem frühen 20. Jahrhundert und nicht zuletzt Zeugnisse vom Sportgeschehen während des Nationalsozialismus und den ersten Jahren nach dem 2. Weltkrieg unter französischer Besatzung. Ordner mit Protokollen von Mitglieder- und Delegiertenversammlungen bis ins ausgehende 20. Jahrhundert zeigen die Entwicklung zum professionell organisierten Sportverein auf dem Weg ins 21. Jahrhundert. Nach Fertigstellung des Findbuchs wird der Bestand an das Stadtarchiv Freiburg zur dauerhaften Sicherung übergeben werden. Die Zusammenarbeit und anschließende Ablieferung sind bereits in die Wege geleitet.
Zweite von links: Christl Cranz 1941 in St. Anton. Vorlage: Skimuseum Hinterzarten.
Das Skimuseum Hinterzarten (Schwarzwald) zeigt bedeutende Zeugnisse der deutschen Wintersportgeschichte. Jedoch liegen auch in den Museumsdepots noch eine Fülle an sportgeschichtlich relevanten Schriften und Gegenständen, die im Moment gemeinsam mit aktiven Mitgliedern des Förderkreises des Skimuseums gesichtet und erfasst werden. Hierzu hat das Skimuseum um Unterstützung durch das IfSG gebeten.
Gemeinsam verschafften sich Markus Friedrich, Martin Ehlers und Heike Felchle in Hinterzarten, einen Eindruck über die anstehenden Arbeiten, um die weiteren Archivierungsmaßnahmen koordinierend zu begleiten. Neben Wettkampfprotokollen und Niederschriften von Versammlungen in unterschiedlichen Gremien des Skisports sind auch Zeugnisse aus der Karriere der Skirennläuferin Christl Cranz (1914-2004) überliefert.
Bildmitte: Bernhard Kempa. Vorlage: Nachlass Kempa.
Auch der Nachlass von Bernhard Kempa (1920-2017) wurde von „Frisch Auf! Göppingen“ nach Maulbronn zur Verzeichnung übergeben. Archiviert wird der Bestand durch Helga Holz, die auf ehrenamtlicher Basis an der Dokumentation der Lebensgeschichte des ehemaligen Weltklassehandballers arbeitet.
Zu bewerten und inhaltlich zu erschließen sind zahlreiche Fotos, Pokale, Medaillen sowie Zeitungsartikel. Daran lässt sich nachvollziehen, wie immens wichtig Kempa für „Frisch Auf! Göppingen“ gewesen war – als Spieler und Trainer. Er führte den Verein an die Spitze im deutschen Handball. Außerdem war er 1952 und 1955 mit der deutschen Nationalmannschaft Weltmeister im Feldhandball. Kempa blieb immer Sportler: zu seinen Hobbys gehörten Skifahren und Tischtennis. Im Tennis erreichte er Europa- und Weltmeistertitel bei den Senioren.
Zum Jahreswechsel 2020/2021
Foto: IfSG.
Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Besucherinnen und Besucher,
Wir wünschen Ihnen frohe Festtage und einen guten Start ins Jahr 2021!
Bitte beachten Sie: die IfSG-Geschäftsstelle ist vom 21. Dezember bis einschließlich 6. Januar 2021 geschlossen.